Engagement von vielen Seiten erforderlich
Das Fazit fiel bei den Teilnehmenden an der Talkrunde identisch aus: In Mülheim an der Ruhr sind zwar bestimmte Sportarten in besonderer Weise in den Medien und in der Öffentlichkeit präsent, darüber hinaus existieren jedoch zahlreiche weitere Sportarten, in denen Mädchen und Jungen, Frauen und Männer hervorragende Leistungen bieten und auf nationaler und mitunter sogar internationaler Ebene bemerkenswerte Erfolge verzeichnen.
Schwerpunktthema der gemeinsamen Sportentwicklungsplanung von MSB und MSS ist 2020 das Thema „Leistungssport“. Entsprechend befasste sich auch der inzwischen schon traditionelle „Sporttalk“ im Medienhaus, welcher stets das Auftaktevent zum jeweils aktuellen Schwerpunktthema darstellt, mit diesem Thema. Unter der Überschrift „Kann Mülheim ‚nur‘ Hockey und Badminton? Mülheimer Leistungssport unter der Lupe“ diskutierten am 9. März Hanns-Peter Windfeder, der Präsident des HTC Uhlenhorst Mülheim, Frank Werner, der Vorsitzende des Mülheimer Sport Förderkreises, Volker Lauer, der Leiter des Olympiastützpunktes NRW/Rhein-Ruhr im Landessportbund NRW, und Dr. Heike Quednau, die Schulleiterin des Gymnasiums Luisenschule, NRW-Sportschule, über Rahmenbedingungen, Potenziale und Herausforderungen, die in Mülheim an der Ruhr mit dem Leistungssport einhergehen. Moderiert wurde das Gespräch in bewährter Weise von Tanja Schwarze von Radio Mülheim.
Um den Teilnehmenden an der Talkrunde, aber auch den Gästen aus den Bereichen Sport, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien, eine nähere Vorstellung von den Bedingungen zu verschaffen, die in Mülheim an der Ruhr in puncto Leistungssport vorzufinden sind, skizzierte MSS-Leiterin Martina Ellerwald zu Beginn der Veranstaltung u. a. Projekte zur Förderung des Leistungssports, stellte „Leistungssportorte“ vor, führte auf, welche Leistungsstützpunkte und -sportvereine in der Stadt existieren, stellte den Mülheimer Sport Förderkreis als wesentliche Säule bei der Förderung von Spitzen- und Leistungssport vor und gab den Anwesenden einen Überblick über die von Mülheimer Athletinnen und Athleten im Jahr 2019 erzielten Erfolge.
Leistungssport aus Vereinssicht
Wie Hanns-Peter Windfeder betonte, lebe der HTC Uhlenhorst (HTCU) „aus der eigenen Jugend“, während die Konkurrenz sich vielfach Spieler einkaufen würde. „Das können wir gar nicht, dafür haben wir kein Geld“, so der Präsident des erfolgreichsten Hockeyvereins Deutschlands. Er wies zugleich darauf hin, dass der HTCU auf Unternehmen und Institutionen, die den Verein (u. a.) finanziell unterstützen, zwingend angewiesen ist. „Wenn wir keine Sponsoren und Förderer hätten, könnten wir keinen Leistungssport betreiben“, meinte Hanns-Peter Windfeder.
Leistungssport aus Sicht des Mülheimer Sport Förderkreises
Ein langjähriger Förderer des HTC Uhlenhorst ist der Mülheimer Sport Förderkreis. Wie dessen Vorsitzender Frank Werner erläuterte, fördert der eingetragene Verein den Leistungs- und Spitzensport talentierter und leistungswilliger Sportlerinnen und Sportler in materieller und ideeller Hinsicht. Darüber hinaus wird der Transfer von Talenten in die Mülheimer Sportvereine vom Förderkreis finanziell unterstützt. Sporttalentierte Kinder sollen an die Vereine herangeführt und dort systematisch entwickelt werden. Dazu ist der Mülheimer Sport Förderkreis auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen. „Es wäre schön, wenn sich noch mehr Unternehmen in dieser Hinsicht engagieren würden“, so Frank Werner. Einmal im Jahr würden alle Mülheimer Vereine, in denen Leistungssport betrieben wird, seitens des Mülheimer Sport Förderkreises darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei dem Verein, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert und seit seiner Gründung im Jahr 1980 bereits rund zwei Millionen Euro gemäß seines Vereinszwecks ausgeschüttet hat, einen Antrag auf Förderung stellen können. „Wir haben in Mülheim viele Vereine, die gar nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Sie machen einen tollen Job – und das teilweise unter Rahmenbedingungen, die keineswegs optimal sind“, meinte Frank Werner.
Leistungssport aus Sicht des Olympiastützpunktes
Bundeskaderathletinnen und -athleten, die in Mülheim an der Ruhr trainieren, werden (auch) vom Olympiastützpunkt (OSP) NRW/Rhein-Ruhr mit Sitz in Essen unterstützt. Wie dessen Leiter Volker Lauer erklärte, sei der OSP eine „Service- und Dienstleistungseinrichtung für den Spitzensport“. Diese umfasse drei Säulen: 1. Gesundheitsmanagement (z. B. Physiotherapie), 2. Leistungsoptimierung (z. B. Ernährungsberatung, Sportpsychologie), 3. Duale Karriere/Laufbahnberatung (Vereinbarkeit von Schule bzw. Ausbildung mit Leistungssport). Aktuell werden neun Bundesstützpunkte (BSP) vom OSP NRW/Rhein-Ruhr betreut. In Mülheim an der Ruhr betrifft dies die Sportarten Badminton und Hockey. Dabei erhalten die Badmintonspielerinnen und -spieler etwa die Möglichkeit, direkt in der Trainingshalle physiotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen.
Leistungssport aus schulischer Sicht
„Wir als Schule schaffen die Rahmenbedingungen, damit die Sportlerinnen und Sportler Schule und Sport vereinbaren können“, sagte Dr. Heike Quednau. Das gelänge beispielsweise durch Freistellungen vom Unterricht sowie Förderunterricht. Die Leistungssport treibenden Schülerinnen und Schüler seien viel unterwegs, sodass die jeweiligen Lehrkräfte ihnen z. B. Material zukommen lassen müssten, damit sie trotz schulischer Abwesenheit lernen könnten. „Das geht nur bei einer hohen Bereitschaft der Lehrkräfte, das Ganze mitzutragen und mit zu organisieren“, richtete die Schulleiterin der Luisenschule einen Dank an ihr Kollegium. Dabei befänden sich in am Gymnasium Luisenschule in der Einzelförderung Heranwachsende aus ganz verschiedenen Sportarten, z. B. auch aus dem Segeln, Turnen und Rudern. „Wer eine Förderung benötigt und die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, bekommt sie bei uns. Das gilt nicht nur für Sportlerinnen und Sportler aus den Sportarten Badminton und Hockey“, sagte Dr. Heike Quednau.
Geeignete Sportstätten erforderlich
Der MSB-Vorsitzende Wilfried Cleven wies abschließend darauf hin, dass eine wichtige Voraussetzung, um Leistung zu bringen, entsprechende Sportstätten seien. Er appellierte daher an die Verantwortlichen, dafür Sorge zu tragen, dass zeitnah u. a. die Errichtung der neuen Dreifach-Sporthalle für die Luisenschule an der Südstraße erfolgen könne, das Sportgymnasium sei darauf dringend angewiesen. Der Bau dieser Sportstätte stellt eine unverzichtbare Maßnahme zur Förderung des Schul- und Vereinssports in Mülheim an der Ruhr dar. Allgemein sei nicht nur die finanzielle Förderung wichtig, sondern auch die Bereitstellung geeigneter und qualitativ einwandfreier Sportstätten zur Durchführung des Breitensports sowie des Leistungs- und Spitzensportes notwendig, so Wilfried Cleven.
Claudia Pauli (Pressesprecherin MSB)